Meditation im Rotlicht

Con­tax RTS II, Zeiss Pla­nar T* 1.7/50
Agfa APX 100 in HC 110 (B)
prin­ted on Fom­ab­rom Vari­ant IV 123
Moersch Lith, 1+15 (25+25+2.5+15+750), +4 stops , 14 min

Geht schon bei der Belich­tung los. Wenn der Print dann in der Scha­le schau­kelt, beginnt die ech­te Gedulds­pro­be. Die Bild­spur­zeit – nach der sich ein ers­tes zar­tes Abbild des spä­te­ren Motivs zu zei­gen beginnt – kann locker sie­ben Minu­ten betra­gen. Da hat man nor­ma­ler­wei­se einen Abzug min­des­tens drei­mal satt ausentwickelt.

Dann heißt es noch­mals war­ten und immer schön die Scha­le in Bewe­gung hal­ten, damit das Papier per­ma­nent benetzt bleibt. Ins­ge­samt kom­me ich bei einem regu­lä­ren Lith­print nie unter 15 Minu­ten Ent­wick­lungs­zeit davon. Es kön­nen aber auch mal 35 oder noch mehr sein. Kommt vor. Dann noch kurz stop­pen, dann fixie­ren und aus­gie­big wäs­sern – mög­lichst bis zur Archiv­fes­tig­keit. Stun­den­lang tro­cken muss das Bild auch.

Natür­lich ver­län­gert sich die Arbeits­zeit pro Print noch­mals erheb­lich, wenn auch gebleicht und getont wer­den soll, was noch wei­te­re teils zeit­in­ten­si­ve Zwi­schen­schrit­te erfor­dert. Hät­te ich bereits erwähnt, dass Lith­prin­ting nichts für eili­ge Zeit­ge­nos­sen ist? 😉

Mami­ya RB 67 Pro SD Sekor 4.5/50 Ilford Pan F (HC 110) Fom­ab­rom Vari­ant IV 123 Moersch Lith A25 B25 C2.5 D15 750 Toner Moersch MT3 © 50 90 850

Eine Stun­de Arbeit – ohne Tro­cken­zeit – ist für einen Print gar nichts. Für eine Zei­tungs-Dun­kel­kam­mer – da wur­de ich labor­mä­ßig sozia­li­siert – wäre die­ses Ver­fah­ren schon rein aus Zeit­grün­den nicht rea­li­sier­bar. Aber hier ist das zum Glück anders. Einen Lith­print aus­zu­ar­bei­ten, das ist geschenk­te Zeit. Nie­mand hetzt einen. Man ist für sich, hört Radio, beob­ach­tet im roten Dun­kel­kam­mer-Licht den Abzug im Ent­wick­ler, bewegt die Scha­le, war­tet auf den in den Schwär­zen begin­nen­den Lith-Effekt, sieht ihn rei­fen, um das Bild dann im genau rich­ti­gen Moment ins nächs­te Bad zu ver­fü­gen – das ist schon bei­nah medi­ta­tiv. Und wenn alles klappt, wird man mit einem wun­der­ba­ren mono­chro­men Foto belohnt, das sei­nen ganz eige­nen Reiz hat und vie­le regu­lä­re Schwarz-Weiß-Bil­der noch­mals veredelt.

Wenn man die nöti­ge Geduld aufbringt.

Yas­hi­ca Mat-124 G Foma­pan 200 in HC 110 (inoff. dil. H) Fom­ab­rom Vari­ant IV in Moersch Lith [25+25+750+2,5 C+15 D,+2 stops] Toned in Moersch MT 3 (D), 20 sec.

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